Einen architektonischen Schatz der 1920er Jahre habe ich kürzlich im Industriegebiet von Luckenwalde in Brandenburg aufgesucht und fotografiert: Die ehemalige Hutfabrik von Erich Mendelsohn, entstanden 1921-23. Ich bin begeistert von dieser ausdrucksvollen Industriearchitektur. Meinem Architektenauge kamen jedoch die Tränen angesichts des schlechten Gebäudezustands, der vermutlich wie bei so vielen Denkmälern in der ehemaligen DDR sowohl auf Geldmangel als auch auf fehlenden Interessenten für eine zeitgemäße Nutzung beruht. Ein Bewohner der benachbarten Arbeitersiedlung (auch aus den 20er Jahren und sehenswert) erzählte mir, dass die Hutfabrikation eingestellt werden musste, als bei Frauen und Männern das Tragen von Hüten aus der Mode kam. Das schwarze Dach des zentralen Gebäudeteils erscheint schon beim Anblick aus der Ferne wie ein Hut.
Dahinter erstreckt sich symmetrisch angeordnet die endlos lange Fabrikhalle, deren Seitenfassaden durch ihre expressionistisch anmutende Geometrie bestechen. Das Dreieck als die immer wiederkehrende Grundform von Dach und Fassade ließen mich an das alte Lied denken: „Mein Hut der hat drei Ecken…“
Blicke durch die Fenster des Hautgebäudes und der großen Halle zeigen innovative, für die damalige Baukunst ebenso kühn geplante wie sauber ausgeführte Stahlbetontragwerke. Hut ab, Herr Mendelsohn!
Leider war es mir nicht möglich, das langgestreckte Gebäude komplett in 1 Foto abzulichten. Auf jeden Fall wollte ich Euch diese Architektur zeigen, weil vielleicht irgend jemand von Euch eine Idee oder/und Geld hat, um dabei zu helfen, die ehemalige Hutfabrik vor dem weiteren Verfall zu bewahren und wieder zu beleben.
Als Ergänzung die Infotafel der Stadt Luckenwalde:

1ulrikewidmann5771Luckenwalde2016